Les relations franco-allemandes vues par les élèves

„Sag mal, Frau N., haben Frankreich und Deutschland sich eigentlich immer einander gehasst?“ fragte ein Schüler während des Geschichtsunterrichtes. 1871 waren wir gerade, und es wurde über den „Traité de Francfort“ diskutiert, dieser Vertrag dessentwegen Frankreich ein Stück Elsass und Lothringen verlor.
„Tja… So kategorisch kannst du nicht sein.“ antwortete ich.
Mein Schüler gab aber nicht auf, und fragte mich danach, warum nach der Schlacht von Sedan Frankreich und Deutschland denn noch einander bekämpft hatten. „Noch zwei mal“ sagte er. „Noch zwei Weltkriege“ meinte er.
Dann erklärte ich, dass die beiden Länder zwar komplizierte Beziehungen früher hatten, aber heute ist es überhaupt nicht so. Und auch wenn deutsch-französische Beziehungen nicht gut waren, gab es trotzdem beiderseits der Grenze Leute, die Deutschland oder Frankreich sehr gern hatten.

1900 wurde mein Urgroßvater geboren. Den habe ich leider nicht kennengelernt, aber meine Mutter erzählt so gern von ihm, dass ich ihn mir als Familienlegende vorstellen kann. Er war nämlich visionär, zumal da er in Marseille – also sehr weit weg von Deutschland – wohnte. Er hatte immer gesagt, dass man das deutsch-französische Kriegsbeil begraben müsste. Seiner Meinung nach sollte es mit seinen Kindern und Enkelkindern anfangen, und zwar mit dem Deutsch lernen. So lernte meine Mutter Deutsch als erste Fremdsprache.
Schade, dass mein Urgroßvater so früh gestorben ist. Zu Lebzeiten hat er nur zwei Weltkriegen beigewohnt. Heute hätte er sich darüber freuen können, dass Deutschland und Frankreich Partnerländer sind, und auch dass seine Abstammung heute direkt mit Deutschland verbunden ist. Zum Beispiel hat ein Cousin meiner Mutter Fremdsprachen studiert und hat sich danach in Deutschland niedergelassen.

Als ich auf die Welt gekommen bin, wurde schon vor fast vierzig Jahren der Élysée-Vertrag unterzeichnet. Einige Zeit danach trat der Maastricht-Vertrag in Kraft, und als wir unsere „Francs“ in Euro umgetauscht haben, war ich noch an der Grundschule. Deswegen finde ich es ganz normal, dass wir in einem Europa ohne Grenzen leben, oder dass so viele Programme (besonders mein Programme Élysée Prim) zwischen Frankreich und Deutschland existieren.
Ich darf aber nicht vergessen, dass diese Realität relativ jung ist. Das bringe ich auch meinen Schülern bei, und ich glaube, dass einige meine Botschaft schon verstanden haben. Wie hat ein Schüler während dieses Geschichtsunterrichts gesagt: „Wären die deutsch-französischen Beziehungen heute noch schlecht, hätten Sie letztes Jahr nicht in Deutschland gearbeitet.“.

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