L’Éducation nationale recrute… les Länder aussi !

« So viele Lehrer fehlen in Deutschland » … und auch in Frankreich!

Als ich im Mai aus beruflichen Gründen von Kassel nach Berlin gefahren bin, habe ich vor meinem Termin in einem schönen Café gefrühstückt. Wie gewöhnlich habe ich mir die Werbungspostkarten angesehen, um meine Sammlung zu vergrößern. Ich habe da sofort eine Karte bemerkt, weil sie Reklame für das Lehramtstudium an der Grundschule machte. Ich war wirklich erstaunt: in Frankreich haben wir auch solche Werbungen, die die Studenten dazu anregen, Lehrer zu werden, aber da ich in Frankreich arbeite, kann ich mir erklären, warum Frankreich unter Lehrermangel leidet. Durch Diskussionen mit deutschen Kollegen habe ich erfahren, dass Lehrermangel – besonders Grundschullehrermangel – auch ein beunruhigendes Problem in Deutschland ist. Den genauen Sachverhalt dieser Frage kenne ich leider nicht (sonst hätte ich sofort Frankreich und Deutschland meine Lösung vorgeschlagen), aber einen Vergleich der zwei Länder kann ich anstellen. Übrigens ist es interessant festzustellen, dass die beiden Länder zwar auf dieselben Probleme stoßen, aber nicht aus den gleichen Gründen.

Als erste und wichtigste Frage kommt die Ausbildung. In Deutschland ist das Problem von Land zu Land verschieden, denn jedes Land trägt für das Lehramtsstudium die Verantwortung. Und wenn es sich um Verantwortung handelt, kommt automatisch die Frage der Finanzierung nach. Deshalb gibt es an einigen Universitäten nicht genug Plätze, weil die Regierungen zu wenig Geld für die Ausbildung der Lehrer bereitstellen.
In Frankreich existiert dieses Problem theoretisch nicht, denn die Finanzierung kommt direkt von der Nationalregierung. Aber es gibt kein Nationalauswahlverfahren für die Grundschullehrer, so dass jede Schulverwaltungsregion ihr eigenes Auswahlverfahren organisiert. Von Region zu Region ist das Auswahlverfahren schwerer oder einfacher. Zum Beispiel als ich mich für die Schulverwaltungsregion Paris entschied, wusste ich schon, dass ich viel arbeiten musste. Wir waren nämlich ungefähr 5.000 Kandidaten für 200 Stellen, während die Kandidaten der Schulverwaltungsregion Versailles (alle Städte der Île-de-France westwärts Paris) nur 3.000 für 1.500 Stellen waren. Dann gibt es Schulverwaltungsregionen, wo die Lehrer besser ausgebildet sind, da das Auswahlverfahren viel schwerer ist.

Außerdem geben auch die Berufsvoraussetzungen den Ausschlag. Auf beiden Seiten des Rheins beschweren sich die Lehrer über die Klassenstärken, das Ansehen des Berufs, die Eltern-Lehrer-Beziehung, aber auch über das Gehalt. Natürlich in Frankreich, wo der Beruf eindeutig wenig bezahlt ist, besonders für einen Beruf, für den ein Master Voraussetzung ist. An der deutschen Seite war ich erstaunt, dass sich auch die Grundschullehrer über ihr Gehalt beschweren. Ich fand nämlich, dass sie viel mehr als ihre französischen Kollegen verdienten. Aber seitdem ich weiß, dass die Lehrer an der Sekundarstufe noch mehr verdienen, verstehe ich die Beschwerde. Deshalb entscheiden sich die zukünftigen Lehramtsstudenten öfter dafür, am Gymnasium zu unterrichten. Diese Frage wurde schon in Frankreich vor einigen Jahren gelöst: jetzt werden die Lehrer an der Grundschule so gut wie die Lehrer an der Sekundarstufe bezahlt – eigentlich so schlecht bezahlt.

Gleiche Probleme, aber verschiedene Gründe, und auch verschiedene Reaktionen. Die typische französische Reaktion, wenn es um die Arbeitsbedingungen geht, ist der Streik. Gestern haben viele von meinen Kollegen an meiner Grundschule gestreikt, daher waren wir nur fünf Lehrer für dreizehn Klassen. Ich sollte auch streiken, aber ich schließe mich lieber der deutschen Seite an und streike nicht so gern.

Vielen Dank an Frau R. für die Verbesserung 😉

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